Gemeinsam unterschiedlich...

Fonds Soziokultur vergibt »Innovationspreis Soziokultur« an drei inklusive Kulturprojekte

Den mit insgesamt 18.000 Euro dotierten Innovationspreis Soziokultur 2013 des Fonds Soziokultur teilen sich gleichberechtigt der Förderverein der Grundschule »Miriam Lundner« in Halberstadt, das inklusive Hamburger Netzwerk »barner 16« und die Dortmunder Initiative »Kreativität inklusive«. Die drei Initiativen wurden von der Preisjury des Fonds für ihre beispielhafte Kulturarbeit prämiert.

Nach Auffassung der Jury zeichnen sich die ausgewählten Projekte durch einen inklusiven Ansatz aus, der – trotz jeweils unterschiedlicher Akzentsetzungen – nicht die Behinderung in das Zentrum der Kulturarbeit rückt, sondern das gemeinsame kreative Gestalten aller betont und dabei Wert auf die künstlerische Qualität legt. Für den Preis nominiert waren Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich mit künstlerischen Mitteln dem vom Fonds vorgegebenen Leitthema »Inklusion« widmeten.

So ist es dem Förderverein der Halberstadter Grundschule bei dem Projekt »WIR machen Theater« in besonderer Weise gelungen, die kreativen Potenziale von 80 Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung zu entwickeln und zu fördern. Von der Gestaltung des Bühnenbildes über die musikalische Begleitung bis hin zur Choreographie der Einzelszenen stellten sie mit Unterstützung von Theaterprofis und PädagogInnen innerhalb eines halben Jahres ein eigenes Stück zum Thema Zeitnot auf die Beine.

Bei »change your mind / hexflash« vom Hamburger Netzwerk »barner 16« zeigte sich die Jury beeindruckt von der Idee, Hänsel und Gretel in den Großstadtdschungel zu versetzen und daraus ein inklusives Street-Art-Musical zu entwickeln. Neben KünstlerInnen mit und ohne Behinderung wirkten an diesem Projekt rund 40 sozial benachteiligte Jugendliche mit.

Die Dortmunder Initiative »Kreativität inklusive« schließlich versammelte rund 30 Akteure aus Freier Theaterszene, Behindertenverbänden und der Max-Wittmann-Förderschule, um eine inklusive Fassung des »Kleinen Prinzen« zur Aufführung zu bringen. Die Theaterrevue frei nach Antoine de Saint-Exupéry bestach vor allem durch die heiter bis selbstironisch angelegten Reflexionen zu den Hindernissen des Menschseins in unterschiedlichen Lebenssituationen. Auch der Rahmen der Aufführung war so gestaltet, dass Menschen mit und ohne Behinderung Theater erleben konnten.

Öffentliche Preisverleihung in Berlin

Trotz Behinderung selbstbestimmt am kulturellen Leben teilhaben!

Die feierliche Preisvergabe fand unter großer öffentlicher Beteiligung in den Räumlichkeiten des inklusiven Berliner Theaters Thikwa statt. Der Vorsitzende des Fonds Soziokultur, Kurt Eichler, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass der Preis nicht nur als Anerkennung für die thematische Zielgenauigkeit und Qualität der Projekte vergeben werde, sondern auch eine kulturpolitische Bedeutung habe. Absicht sei auch, den Blick auf ein kulturelles Praxisfeld zu lenken, das es verdient habe, besser wahrgenommen und gefördert zu werden.

Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele, betonte in ihrem Grußwort die Notwendigkeit, im besten Sinne Werbung für inklusive Kulturarbeit und die UN-Behindertenrechtskonvention zu betreiben. Ziel sei schließlich, die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen wie auch kulturellen Leben zu ermöglichen. Mit seiner Ausschreibung zum Thema Inklusion und seiner Preisvergabe habe der Fonds Soziokultur diesem Anliegen sehr gedient.

Den Festvortrag hielt Ministerialdirektor Dr. Günter Winands, Abteilungsleiter bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Auch er verwies darin auf die UN-Behindertenrechtskonvention, deren Anspruch auf gesellschaftliche Teilhabe auch die kulturelle Partizipation von Menschen mit Behinderung einschließe. Dazu gehöre nicht nur die Barrierefreiheit kultureller Angebote, sondern ebenso die Möglichkeit zur künstlerischen Eigentätigkeit. Darüber hinaus gelte es, ein Netzwerk der Verantwortlichen für inklusive Kulturarbeit zu knüpfen und die beteiligten Akteure zur konzeptionellen Zusammenarbeit zu ermutigen.

 

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